Fr., 28. Apr.
|Bistro
Ruederer
Folkiger Indierock zwischen Americana und Röschtigraben


Zeit & Ort
28. Apr., 20:00
Bistro
Über die Veranstaltung
«Womer lande, das gsehmer de scho!»
Hol – weg! Es sind keine unerfahrenen Landratten, die auf diesem Indie-Folk-Kahn angeheuert haben; sie legen sich zünftig in die Riemen, um das Seemannsgarn des Lotsen Olivier Blanchard Kurs auf die offene See nehmen zu lassen. Auf der Suche nach neuen Ufern merkt man der Mannschaft die unbändige Freude an, wieder in See zu stechen. Tobias Schneuwly lässt die Schaluppe ordentlich Fahrt aufnehmen und Steuermann Yannick Aebischer stakt den Seelenverkäufer sicher durch alle Untiefen. Leinen los, den Kiel hart am Wind und die Nase voll in der Gischt!
Keine Sorge, weder spielen die Herren von Ruederer schunkelige Seemannslieder noch geht die Band der allzu offensichtlichen Schifffahrtsthematik ins Garn – so einfach macht man es sich dann doch nicht. Ruederer sind vier altbekannte Gesichter der Freiburger Szene, deren musikalischen Pfade sich bereits vormals gekreuzt haben mögen, deren gegenwärtige Formation aber Neuland betritt: Olivier Blanchard zeichnet verantwortlich für Gesang und Gitarre, Yannick Aebischer für den Bass und der Multiinstrumentalist Tobias Schneuwly verleiht jedem Song einen spezifischen Charakter – letztere steuern im Übrigen auch die Gesangsharmonien bei. Die Erfahrung schlägt sich in einer spürbaren Abgeklärtheit, die zwar alle gefährlichen Anfängerklippen umschifft, aber niemals in öde Routine umschlägt, sondern vielmehr die überschäumende Spiel- und Erzählfreude in Bahnen zu lenken und in kluge Songs zu kanalisieren vermag, wovon die EP «Songs in D» (ein kleiner Insider, der entstand, nachdem die Band festgestellt hat, dass quasi alle Lieder in der Tonart D komponiert wurden) zeugt.
Klar im Fokus stehen die senslerdeutschen Texte, die – zwischen liebevoll distanzierter Weltbetrachtung, sprachverliebter Spielerei und kritisch halbironisierender Lagerfeuerromantik oszillierend – mit ihrer poetischen Szenerie und ihren lyrischen Beobachtungen stets die Stossrichtung vorgeben. Nicht, dass die Musik die zweite Geige spielen würde; ansprechend reduziert bettet sie vielmehr den mehrstimmigen Gesang sicher in ihre Wiege und bietet ihm und den Texten den Raum, sich voll zu entfalten. Sparsam instrumentiert – alles soll live in dieser Besetzung umsetzbar bleiben –, folkig-minimalistisch (ohne die Bezeichnung «Lo-Fi» als Ausrede nötig zu haben) mit einem Hauch Indie und genau jenem kleinen Quäntchen Rockabilly, das man ohne Ironie erträgt, besticht sie in erster Linie durch straffe, lebendige und zielgerichtete Arrangements – und sie ist genauso narrativ wie der Gesang. Aber erst in der Symbiose der Teile ergibt sich ein stimmiges Ganzes, das nur darauf wartet, die Bühne zu entern und klar Schiff zu machen.